Paul Lipp: Die Abwesenheit des Spektakulären

Während Spektakuläres immer von selbst in den Mittelpunkt drängt, ist es bei Paul Lipps Motiven, als seien sie gewaltsam aus ihrem Zusammenhang gerissen worden, als werde plötzlich ein ungnädiges Scheinwerferlicht auf sie gerichtet und dadurch stellt sich dem Betrachter mehr als sonst die Frage: Welche Umgebung wird hier ausgeblendet? Was wurde weggelassen? Wie stand die Figur ursprünglich in ihrer Welt, womit kommunizierte sie, worin ging sie auf?
Mir scheint, im Grunde lauert hinter den meisten von Paul Lipps Bildern ein heimlicher Schrecken, eine Ahnung von Katastrophe: der Katastrophe nämlich, dass die menschliche Identität, die Einzigartigkeit einer jeden Person hinter Funktionen verschwinden kann. Dass die Rollen, die wir Menschen spielen – oder vielmehr: mitunter zu spielen gezwungen sind – im Grunde unsere Originalität bedrängt. Man wird sich bei der längeren Betrachtung dieser Bilder einer gewissen Beklemmung nicht entziehen können.


Katrin Piazza