Jenny Rova beschäftigt sich zurzeit hauptsächlich mit der Thematik der Selbstdarstellung. Dabei unterscheidet sie zwei Formen von Selbstportraits: Zum einen fotografiert Rova sich selbst immer wieder vor einer weissen Wand und versucht damit die unterschiedlichen Stimmungen im Tages- und Zeitverlauf einzufangen. Dabei stehen für sie Menge und Kontinuität der Bilder im Vordergrund. Betrachtet man die einzelnen Aufnahmen, so beginnt man sie miteinander zu vergleichen und die kleinen Veränderungen zu entdecken.
Als zweite Form von Selbstportraits benutzt Rova sich selbst als Darstellerin. Die Thematiken dieser Darstellungen sind dabei ihrer realen Lebenssituation entliehen. Jenny Rova spielt mit dem Bild von sich als Frau, Schwangere, als Mutter, als Ausländerin usw. Sie selbst sagt dazu: «In diesem Spiel übertreibe ich die Darstellungen, so dass sie sich zum Teil an der Grenze zum Absurden bewegen. Dabei geht es mir darum, sie zu verdeutlichen um sie zu verstehen. Oft entstehen diese Bilder, wenn ich davon irritiert bin, wie man mich als Frau, Mutter oder Schwangere von aussen beurteilt.» Diese Art der Selbstportraits hat gesellschaftspolitischen Charakter.
Videoarbeit «Walking on a Line»
Neben den Fotografien wird auch Rovas Videoarbeit «Walking on a Line» gezeigt. Das neunminütige Video in einer Endlosschlaufe entstand aus dem Projekt «Gender Geographics» der HGK Zürich heraus, in Zusammenarbeit mit Prof. Kaucyila Brooke vom CalArts in Los Angeles.
Rova selbst meint zu Ihrer Arbeit: «Die Absicht dieses Projektes war es herauszufinden, wie das Geschlecht mit dem Raum in Beziehung steht und umgekehrt. Es interessierte mich, wie sich Individuen in der Öffentlichkeit bewegen und ihren Platz beanspruchen. Beim Spazieren gehen durch die Stadt Zürich hatte ich das Gefühl, dass ich als Frau die Tendenz hatte entgegenkommenden Fussgängern Raum abzugeben. Bemüht, männlich-weibliche Bewegungsmuster im öffentlichen Raum zu entdecken, versuchte ich ebendiese Regeln zu brechen. Ich wählte eine Linie, die auf dem Boden des Hauptbahnhofs Zürich verlief. Ich ging mit meiner normalen Geschwindigkeit der Linie entlang ohne jemandem aus dem Weg zu gehen. Ein Freund filmte mich dabei mit einer in einem Babywagen versteckten Kamera, in einem Abstand von drei bis vier Metern hinter mir. Es war wichtig die Kamera zu verbergen, da sich die anderen Passanten ansonsten unnatürlich verhielten und mir auswichen. Ich wollte ihr normales Verhaltensmuster stören. Die Reaktionen auf meine Gehweise waren sehr stark. Männer verhielten sich morgens aggressiver, während dies bei Frauen am Nachmittag der Fall war. Männer reagierten öfter physisch aggressiv und wollten mich aus ihrer Bahn drängen. Manchmal schlugen sie mich sogar. Frauen regten sich auf, sobald ich mich nicht entschuldigte und nannten mich «Schlampe» oder «Hure» oder machten andere sexuelle Anspielungen. Mein Experiment stellte sich als eine Art Feldstudie der versteckten Hierarchien von Geschlecht, Klasse und Rasse heraus.»