Grenzüberschreitungen ganz unterschiedlicher Art verbinden Martin Gülichs fünften Roman Septemberleuchten mit fern bleiben, dem Romandebüt von Ulrike Ulrich.Septemberleuchten ist das Protokoll eines Verbrechens, einer Kette von sich steigernden Grenzüberschreitungen, die für das Opfer tödlich enden. Die Lesenden werden von einem unwiderstehlichen Sog in die Darstellung des (Mit)-Täters hineingezogen, der seine Schuld mehr und mehr preisgibt, während er sich gleichzeitig davon freizusprechen sucht.
In fern bleiben hingegen begleiten die Lesenden eine Zugreisende, die so sehr nicht Täterin sein will, dass sie es kaum länger als eine Stunde an einem Ort aushält. Während sie pausenlos die Innen- und Aussengrenzen von Schengen überschreitet, versucht sie krampfhaft zwischenmenschliche zu respektieren. Erst an der Schweizer Grenze gibt sie ihre Nicht-Interventionshaltung auf.
Martin Gülich, geboren 1963 in Karlsruhe, lebt und arbeitet als freier Schriftsteller in Freiburg. Seit seinem Romandebüt „Vorsaison“ (1999) sind neben einem Band mit Kurzprosa vier weitere Romane von ihm erschienen, zuletzt „Septemberleuchten“ (2009, Nagel & Kimche, Zürich). Seine Bücher werden derzeit in elf Sprachen übersetzt. Martin Gülich wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bahnwärter-Stipendium der Stadt Esslingen (2007), dem Reinhold-Schneider-Förderpreis der Stadt Freiburg (2008), einem Aufenthaltsstipendium des Künstlerhauses Edenkoben (2009) und dem Heinrich-Heine-Stipendium der Stadt Lüneburg (2010).
Ulrike Ulrich, geboren 1968 in Düsseldorf, lebt seit 2004 als Schriftstellerin in Zürich. Im März 2010 erschien im Luftschacht Verlag Wien ihr erster Roman «fern bleiben». Gemeinsam mit Svenja Herrmann hat sie 2008 im Salis Verlag die Anthologie „60 Jahre Menschenrechte – 30 literarische Texte“ herausgegeben. Ulrike Ulrich gehört der Literaturgruppe index an www.wortundwirkung.ch. Sie ist Mitglied beim ADS (AutorInnen der Schweiz) und beim PEN Deutschschweiz (Ressort Woman Writers). Ulrike Ulrich wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt bekam sie das Jahresstipendium der Lydia-Eymann-Stiftung, Langenthal 2010/11 zugesprochen.
Martin Gülich (Semptemberleuchten, Nagel & Kimche, Zürich)
Ulrike Ulrich (fern bleiben, Luftschacht, Wien)