Mark Baskett: Rauch und Feuer

Arbeiten über den Traum von Arbeit und Sein an der Ecke Stations- /Zentralstrasse.

Von einem Kunstraum inmitten eines Wohnquartiers aus entwickelt der neuseeländische Künstler Mark Baskett seine neuste Intervention „Rauch und Feuer“. Es ist ein Versuch, Begegnungen zwischen Quartiersbewohnern, Passanten und Kunst zuzulassen. Ausgangspunkt für diese Dialoge ist der „Traum von Arbeit und Sein“.

Das Projekt beginnt im öffentlichen Raum: sechs grossformatige Bilder unter dem Titel „6 Fantasten der Arbeit“ aus abgebranntem Papier bedecken die Schaufenster des Kunstraumes. Zitate auf den Bildnissen stellen die Arbeiten in einen Zusammenhang: „Sie beherrschen vernetztes Denken mit Blick für das Wesentliche.“ erklärt ein Bild und das daneben fragt „Sind Sie die Ausgewählte?“. Die Bilder sprechen direkt zum Betrachter. Ob die Zitate eine Aussage über die Bilder oder eine Frage an die Passanten sind bleibt jedoch unklar. Bei näherer Betrachtung entdeckt man durch Lücken zwischen den Schaufensterbildern andere Kunstwerke innerhalb des Raumes.

Im Kunstraum fällt als erstes ein rotierendes Objekt auf. Es erinnert an ein Werbeplakat und zeigt abstrahierte Bilder des „Sächsilüüte-Rituals“ mit dem Titel „Städtischer Traum vom Schicksal der Erwerbungsunfähigen – Teil 1 und Teil 2“. Dahinter sitzt ein Mann an einem Tisch. Mit einem Gerät in der Hand, das einem Lötkolben ähnelt, ist er mit der Erzeugung eines weiteren „angebrannten“ Bildes beschäftigt. Brandgeruch hängt in der Luft. Dieses noch nicht ausgearbeitete Werk heisst „Triumph der Arbeit“. Besucher und Besucherinnen sind eingeladen, Empfehlungen und Ideen zu seiner Vollendung beizutragen. Papier und Kugelschreiber liegen bereit.

Die drei Werke drehen sich allesamt um den verbindenden zentralen „Traum von Arbeit und Sein“. Die erste Arbeit welche in den Schaufenstern hängt, ist eine Interpretation der visuellen Logik, wie sie in Stellenanzeigen verbreitet ist: phänotyp-unabhängige, hoch idealisierte und ideologiebeladene Darstellungen – Menschen mit lächelnden Gesichtern, die alle ein unbeschriebenes erhöhtes Ziel ausserhalb des Bildes anvisieren. Nach dieser Vorstellung ist Arbeit und Erfolg für alle erreichbar – man muss nur auf dem richtigen Weg sein. Das zweite Werk zielt mit dem „Böög“ auf ein lokales Symbol und in die zünftlerische Vergangenheit der Arbeit. Sie provoziert so eine andere Deutung des „Traumes von Arbeit“. Im dritten Teil findet der Betrachter eine persönlichere Antwort zum Thema. Mit dem Werk „Triumph der Arbeit“ bringt sich Mark Baskett durch die Schaffung eines Selbstbildnisses in das Projekt ein. Arbeit per se wird dargestellt, mit der Absicht den Zusammenhang des Arbeitens und dessen Rolle in der Konstruktion des eigenen Seins zu erläutern.

Mit dieser Serie von Werken, die im wörtlichen Sinne durch Feuer und Rauch genauso zerstört wie erzeugt werden, umgeht das Projekt vereinfachende Aussagen zum „Traum von Arbeit und Sein“. Es schafft vielmehr eine sinngemässe „künstlerische“ Umgebung, welche wiedererkennbare Elemente von Bildern zum Thema Arbeit eher problematisch als positiv erscheinen lässt. Es soll Gespräche unter den Betrachtern provozieren – über die eigene Vorstellung von Arbeit und die vorherrschenden, ideologisch geprägten Bilder von Arbeit, welche täglich in der Öffentlichkeit zu sehen sind.

M. Baskett. Dez. 07