Jeroen Geel: Malum

«Ausgangslage für meine Arbeit sind meist Streifzüge in der Umgebung meiner Wohnung am Fusse des Pilatus oder in meinem Garten. Dabei sind es oft Pflanzen während ihres Zerfalls, die meinen Blick fesseln. Entsprechend taufe ich die Ausstellung «MALUM», was auf Lateinisch sowohl Apfel als auch Übel bedeutet.

Diese zeigen intensive Farben und skurrile Formen. Solche Objekte – sei das nun ein schwarzer Apfel oder ein scharlachrotes Blackenblatt – werden von mir gesammelt und ins Atelier gebracht.

Dort wird das Beutegut zu Bildvorlagen zusammengestellt. Dabei drängen sich manchmal Inhalte auf, welche die Komposition beeinflussen oder es sind formale Kriterien, die dieselbe bestimmen. Oft beides. Den so entstandenen Stilleben versuche ich ein Bild abzuringen. Solches Ringen zwischen meiner Vorstellung und dem realem Vorbild lassen langsam Schicht für Schicht ein Bild auf dem Papier entstehen. An sich ist das Ziel dabei klar, die Vorlage muss aufs Blatt. Und doch verändert jeder Pinselstrich meine Bildvorstellung und diese lenkt wiederum den Pinsel auf andere Wege. So ist das fertige Bild immer eine Überraschung. Dieses Vorgehen ist langsam und erfordert Geduld. Oft komme ich ins Atelier, stehe vor der Vorlage, sehe aber das Bild nicht. Dann heisst es ausharren, bis es sich wieder zeigt. Das Überraschungsmoment ist auf diese Weise immer vorhanden und bildet den Hauptantrieb meiner künstlerischen Tätigkeit.

Ein solches Vorgehen ist natürlich anstrengend. Bequemer ist es, andere für sich arbeiten zu lassen. Zum Beispiel Regenwürmer. Obwohl der Regenwurm gerade mal hell und dunkel unterscheiden kann, ist er der Prototyp des bildenden Künstlers: Er durchdringt seine Materie vollkommen und ist von ihr durchdrungen, er verdaut sie und schafft daraus sein Werk. Er ist sehr produktiv und seine Arbeiten haben einen hohen Wiedererkennungswert. Dadurch wäre er wie geschaffen für den modernen Kunstbetrieb. Dieser kleine Bildhauer schafft es täglich, mehrere Plastiken aus seinen Gedärmen an die Erdoberfläche zu drücken. So dass dem Müssiggänger nichts weiter zu tun bleibt als diese grazilen Gebilde vorsichtig aufzuheben und in einem passenden Gehäuse auszustellen, wie in meiner Serie Cumulus Lumbricus» (Bild rechts).

Mehr Infos http://www.jeroengeel.ch